Würdigung für Historikerin: 


Mit der Willi-Salzmann-Halle ehrt die Stadt Nidderau den ersten Bürgermeister der Stadtgeschichte. Nun ist ein zweites öffentliches Gebäude nach einer lokalen Persönlichkeit benannt worden. Die Adresse Synagogenstraße 22 erhält den Zusatz Monica-Kingreen-Haus.

 

Die 2017 verstorbene Historikerin, Autorin und Diplom-Pädagogin hat mit ihrem Buch „Jüdisches Landleben in Windecken, Ostheim und Heldenbergen“ Geschichte und Schicksal der jüdischen Familien in Nidderau dokumentiert.

 

„Die Arbeit und das Buch von Monica Kingreen sind für unsere Stadt bis heute ein Schatz, weil es die Erinnerung an und unser Bewusstsein für die jüdische Geschichte in unserer Stadt schärft“, erklärte Bürgermeister Andreas Bär, der gemeinsam mit Erstem Stadtrat Rainer Vogel den von der seit 25 Jahren bestehenden Windecker Firma WeiMi GmbH gefertigten Schriftzug enthüllte. Eine von der Bürgerstiftung Nidderau in Auftrag gegebene Gedenktafel zeichnet das Leben Kingreens in Kurzform nach.

 

Mit der feierlichen offiziellen Umbenennung wurde eine gute Idee vieler Mütter und Väter aus der Stadtgesellschaft letztlich Wirklichkeit, die nach Zustimmung der Familie von Monica Kingreen angegangen werden konnte.

 

Kingreens Interesse galt vor allem der Lokal- und Regionalgeschichte jüdischer Menschen und ihrer Verfolgung und Ermordung im Nationalsozialismus. 1952 in Lüdenscheid geboren, lebte die Mitarbeiterin des Fritz-Bauer-Instituts Frankfurt und Kulturpreisträgerin des Main-Kinzig-Kreises seit 1984 in Windecken, nur wenige Meter entfernt vom neuen Monica-Kingreen-Haus.

 

Das Gebäude beherbergt aktuell die Flüchtlingshilfe Nidderau und ist Unterkunft für Flüchtlinge, hat aber einen besonderen historischen Hintergrund: Das 1988 als evangelisch-methodistische Kirche errichtete Bauwerk steht auf den Fundamenten der 1481 erbauten jüdischen Synagoge, die bei den Novemberpogromen 1938 zerstört wurde. Nach der Aufgabe als Kirchengebäude im Jahr 2022 setzte sich die städtische Verwaltung mit Erfolg bei den politischen Gremien dafür ein, dieses historisch bedeutsame Grundstück in städtischen Besitz zu überführen.

 

„Sie hat Wesentliches geleistet, aber ihr Werk ist noch nicht zu Ende. Ihr Werk muss durch unser aller Arbeit vor Ort weitergeführt werden“, mahnte Pfarrer i.R. Heinz Daume, Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Hanau. „Die Benennung ehrt eine Person, die unsere Stadt geprägt hat, und setzt ein Zeichen für gesellschaftliches Miteinander“, ergänzte Dr. Ralf Grünke, der die Initiative Stolpersteine in Nidderau koordiniert. „Mit ihrem Buch wollte die Autorin einen Anstoß dazu geben, dass sich die jüdische Vergangenheit der drei Stadtteile im kollektiven Gedächtnis auch in Gegenwart und Zukunft Nidderaus verankern kann“, sagte Horst Körzinger, Vorsitzender der Bürgerstiftung. Der Windecker Ortsvorsteher Heinz Homeyer betonte in seinem Grußwort die von dieser Umbenennung ausgehende Verantwortung für die gesamte Stadtgesellschaft, sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus zu engagieren.

 

Der Zeremonie wohnten neben Mitgliedern von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, der Arbeitskreise Stadtgeschichte und Jüdisches Leben in Nidderau sowie der Bürgerstiftung Nidderau auch Monica Kingreens Tochter Halina samt Familie bei.

 

 

Magistrat der Stadt Nidderau

20.12.2024

 

Andreas Bär

Bürgermeister