Zahlen, Daten und Fakten zum Wald
Eine Besonderheit in Nidderau ist, dass 25% der Gemarkung bewaldet sind. Der Wald der Stadt Nidderau untergliedert sich historisch in den Stadtwald Nidderau mit einer Betriebsfläche von ca. 616 Hektar (ha) und dem Bürgerwald Windecken mit einer Betriebsfläche von ca. 398 ha. Der „Bürgerwald Windecken“ geht auf eine Schenkung durch Ulrich den II. von Hanau im Jahr 1313 zurück. Dieses historische Ereignis ist bis heute für die Unterscheidung in Stadtwald Nidderau und Bürgerwald Windecken verantwortlich. Mit einem Beschluss des Amtsgerichts Hanau von Januar 2022 geht in Nidderau eine 709 Jahre alte Tradition zu Ende. Der Verein nutzungsberechtigter Bürger hatte sich 2020 mit der Stadt Nidderau und der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung geeinigt, das historische, nicht mehr vererbbare Nutzungsrecht am Windecker Bürgerwald gegen eine einmalige Abfindung an die noch verbleibenden Bürgerrechtsinhaber zu löschen.
Der Stadt- und Bürgerwald in Nidderau ist von Buchen und Eichen geprägt. Der Buchenanteil liegt in der Hauptschicht bei 45% gefolgt von den Eichen mit 35%. Die verbleibenden 20% verteilen sich auf die restlichen Baumartengruppen wie zum Beispiel Kirsche, Esche, Linde, Kiefer, Fichte und Douglasie. Im Unterstand und in der Verjüngungsschicht dominiert die Buche. Der Durchschnittsvorrat des Forstbetriebes beträgt rd. 280 Vorratsfestmeter (Vfm).
Der Nidderauer Wald erfüllt viel Funktionen für die Nidderauer Bürgerinnen und Bürger und die zahlreichen Besucher. Wir bitten Sie beim Waldspaziergang auf den Hauptwegen zu bleiben und Ihren eventuell anfallenden Abfall nicht im Wald zu entsorgen.
Waldwirtschaft
Der Nidderauer Wald wurde immer von seinen Bürgern genutzt, als Holzlieferant für Energie-, Bau- und Möbelholz, aber auch z.B. Sand und Lehm wurde dort abgebaut. In früheren Zeiten auch als Hutewald für die Nutztiere. Die zukünftige Bewirtschaftung zielt vor allem darauf ab, den Wald und seinen Funktionen zu erhalten und für die Herausforderungen des Klimawandels zu ertüchtigen. Der Walderhalt steht vor dessen Nutzung.
Dabei wird auf eine natürliche Waldentwicklung Wert gelegt. Standorttypische Baumarten, die sich natürlich vermehren, haben den Vorrang vor Neuanpflanzungen. Bei der Nutzung wird verstärkt auf die Einzelbaumernte Wert gelegt, um das Kronendach geschlossen zu halten und somit die Verdunstung und die Temperatur im Wald niedrig zu halten. Auch die Anfälligkeit für Stürme kann so reduziert werden.
Kontakt Förster
Naturwaldflächen
Aktuell sind 80 ha (8 % der gesamten Nidderauer Waldflächen) unter Prozessschutz. Prozessschutz meint, dass der Wald sich auf diesen Flächen natürlich, ohne menschlichen Einfluss, entwickeln kann. Auf den Prozessschutzflächen wird kein Holz entnommen und keine Neuanpflanzungen getätigt. Beim Wandern entlang der Flächen kann der Eindruck eines „unaufgeräumten“ Waldes entstehen. Dieser Strukturreichtum (abgestorbene Bäume, junge Triebe, diverse Gebüsche) ermöglicht es einer Vielzahl von selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten sich in Nidderau anzusiedeln. Hier haben Fledermäuse, seltene Insekten, Vögel und viele andere Tiere ihre Heimat gefunden. Auch der Biber fühlt sich mittlerweile im Nidderauer Waldgebiet wohl und schafft durch seine Tätigkeit neue Lebensräume für zahlreiche Tiere, Pflanzen und Insekten. Es ist vorgesehen den Anteil der Prozessschutzflächen auf über 10% zu erhöhen.
Wald als Klimaschützer
Der Stadtwald Nidderau hat in normalen Jahren einen jährlichen Zuwachs von rd. 8,0 Vfm/ha. Durch den Zuwachs werden jährlich rd. 15.000 Tonnen CO2 gespeichert. Außerdem kühlt er die Luft in der Umgebung und schützt das umliegende Land vor extremen Wetterereignissen. Starkregen wird im Wald „gebremst“ und dem Wasserkreislauf zugeführt.
Jagen & Sammeln
Alle Nidderauer Waldflächen werden auch jagdlich genutzt. Entweder in Form von Eigenjagdbezirken, wie der Erbstädter – und der Bürgerwald, oder als Teil eines gemeinschaftlichen Jagdbezirkes der einzelnen Gemarkungen. Nur der Junkernwald in Ostheim und der Hainwald in Erbstadt sind staatliche Forst- und Jagdbetriebe.
Kontakte Jagdpächter
- Ostheim – n.N.
- Windecken – H. Heilmann (0170/2403842)
- Heldenbergen – M. Rottweil (0176/43810251)
- Eichen– D. Reis (0151/12621618)
- Erbstadt – T. Fuhr (0172/3450470)
- Junkernwald – H. Ross (0160/7619404)
- Bürgerwald – R. Wegener (0175/2953380)
Der Nidderauer Wald ist bei Pilzsammlern beliebt, da hier eine Vielzahl von Speisepilzen zu finden sind. Pilze sollten nur von sachkundigen Personen gesammelt werden, eine Verwechselung kann mit sehr schweren gesundheitlichen Reaktionen einhergehen oder auch tödlich enden! Sicherheitshalber sollte die Ernte immer mit einem Pilzsachvertändigen begutachtet werden.
Kontakt Pilzsachverständiger
Quellen & Wasser
Gespeist von einer Vielzahl von Quellen haben im Stadtwald Nidderau viele kleine Bäche ihren Ursprung. Die Bäche und Teiche sind wichtig für die Grundwasserneubildung und die Wasserversorgung der Wildtiere. Sie sind auch ein wichtiger Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen. Leider hat die extreme Trockenheit der letzten Jahre und gestiegene Temperaturen zum Austrocknen von einigen Bachläufen geführt.
Erholung & Gesundheit
Auf über 25 km Waldwegen können die Besucherinnen und Besucher sich im Wald bewegen und erholen. Spazieren, Wandern, Joggen und Radfahren sind die beliebtesten Aktivitäten. Die kühlere und feuchte Luft im Sommer hat zudem einen höheren Sauerstoffgehalt, in Kombination mit etwas Bewegung entsteht hier ein wahrer Jungbrunnen. Zudem wirkt die Waldatmosphäre beruhigend auf Körper und Geist. Beliebter Ausgangspunkt für Erholungssuchende und Sporttreibende ist der große Waldparkplatz am Bestattungswald, hier findet sich auch eine Übersichtskarte mit unterschiedlich langen ausgewiesenen Spazier- bzw. Joggingstrecken.
Veranstaltungen im Wald
Veranstaltungen im Wald sind anzumelden! Bitte schreiben Sie eine E-Mail an umweltamt@nidderau.de falls Sie gerne eine Veranstaltung im Wald organisieren und anmelden wollen. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Auflagen für Veranstaltungen im Wald vorgegeben sind:
- Bitte bleiben Sie auf den Wegen und laufen Sie nicht abseits davon.
- Nehmen Sie Ihren Hund bitte an die Leine.
- Verhalten Sie sich ruhig und vermeiden Sie Störungen für die Wildtiere.
- Nehmen Sie bitte Ihren Müll wieder mit nach Hause.
- Reiten ist nur auf den Hauptwegen erlaubt.
- Offenes Feuer (Lagerfeuer, Grillen etc.) und Rauchen sind nicht gestattet
Bestattungswald
Seit Mai 2015 gibt es die Möglichkeit zu Lebzeiten einen Platz unter einem Wunschbaum für eine Urnenbeisetzung im Bestattungswald zu erwerben. Seit 1.1.2022 besteht die Möglichkeit nur noch für Nidderauer Bürgerinnen und Bürger
Geschichtliches und „sagenhaftes" zum Wald
In ca. 500 m Entfernung zum Bahnhof in Eichen befinden sich im Wald die „dicken Steine“ der Legende nach sollen sie das Bett von Frau Holle sein. Wer weiß schon welche Zwerge, Elfen, Trolle und Riesen früher in den Wäldern rund um Nidderau ihr Unwesen getrieben haben. Fakt ist, dass eine Vielzahl von Hügelgräbern im Stadtwald zu finden sind. Vielleicht haben die dort begrabenen Krieger einst die Riesen und Trolle aus Nidderau vertrieben. Auch könnte hier der einst so mächtige Weltenbaum gestanden haben. Mehr Informationen zum Thema Kelten in Nidderau erhalten sie in der archäologischen Schausammlung im Altarchiv Mittelburg.